In den letzten Jahren enstehen immer mehr Ernährungsrichtungen, die zum Teil extreme Positionen einnehmen. Dabei sind einige Lebensmittel arg in Verruf geraten. Am schlimmsten von allem wird Weizen und Gluten dargestellt. Der bevorzugte Trend geht Richtung LowCarb, gewissermaßen als Gegenbewegung zu der Verteufelung von Fett, welche seit den 60er-Jahren mit System betrieben wurde.
Warum meinen so viele Menschen sie vertragen kein Gluten und keine Weizenprodukte? Auch ich habe festgestellt, dass es mir mit einer glutenfreien Ernährung besser geht: Der Stoffwechsel funktioniert besser und die Verdauung macht weniger Probleme. Viele haben zudem Haut-, Gelenk- und Muskelerkrankungen aufgrund von Getreide- und Glutenverzehr. Tatsächlich leiden ca. 1 % der Bevölkerung an Zöliakie und dürfen wirklich kein Gluten zu sich nehmen, um Schlimmeres zu vermeiden.
Dazu kommen weitere 5 – 8 %, die beobachten, dass es ihnen ohne Gluten/Getreide deutlich besser geht, obwohl kein Arzt bestätigen kann, dass eine Zöliakie oder Weizenallergie vorliegt. Die Diskussion erregt die Gemüter: Die Einen fühlen sich als Hysteriker gebrandmarkt und die Anderen fragen sich, wie man Ernährung so zur Religionsfrage erheben kann!
Und die Lebensmittelindustrie lacht sich ins Fäustchen und produziert immer mehr unsinnig teure glutenfreie Produkte!
Zufällig bin ich auf einen Artikel gestoßen, worin berichtet wird, dass Forscher an der Universität Mainz dieses Phänomen der sich immer weiter verbreitenden Glutensensitivität untersuchten. Nachdem sie lange am Gluten geforscht haben, stießen sie auf ein Eiweißmolekül, das ATI (dt. Adenosin Triphosphat Amylase bzw. engl. Amylase Trypsin Inhibitors), das in modernem Hochleistungsgetreide enthalten ist. Es scheint den Getreidepflanzen zu helfen, sich gegen Schadinsekten zu schützen.
„Diese Stoffe wurden gezielt in die modernen Hochleistungsgetreide hineingezüchtet.“
Dieser Stoff ATI hat gar nichts damit zu tun, was das Gluten macht. Hier stellt sich die Frage: Wogegen reagiere ich sensitiv? Gegen Gluten oder das ATI? Oder beides?
Das kann man nur ausprobieren. Ich selber esse seit ca. 3 Jahren weitgehend glutenfrei und habe das Backen von glutenfreiem Brot schon perfektioniert, denn das Gekaufte aus dem Discounter ist ja auch mit chemischen Zusatzstoffen belastet und schmeckt nicht wirklich. Seit kurzem backe ich statt glutenfreiem Brot, Brot aus Urgetreide wie Emmer, Kamut oder Einkorn. Seit einer Woche essen mein Schatz und ich selbstgebackenes Brot aus Emmer (Urdinkel). Diese Getreidesorten sind, wie der Name schon sagt, im Saatgut unverändert, also die Urform, wie die Natur es geschaffen hat, bzw. wie der Urbauer es vor vielen tausend Jahren kultiviert hat.
Eine Woche ist natürlich zu kurz, um Langzeitwirkungen zu beurteilen, aber nicht um Kurzzeitwirkungen zu beurteilen. Unser Fazit bisher: keine Verdauungs- und andere Bekömmlichkeitsprobleme. Ich möchte hier gar nicht im Einzelnen auf unsere befindlichkeitsstörenden Symptome eingehen, jeder muss eh für sich selber herausfinden, was ihm bekommt, aber unabhängige Information ist natürlich ungemein wichtig. Vielleicht wurde das Gluten zu Unrecht verdächtigt.
Gluten in natürlich vorkommenden Mengen in vernünftig konsumiertem Maße scheint (mir) verträglich zu sein. Hochgezüchtete Industrienahrung, egal welcher Art bereitet den Menschen Schwierigkeiten, es zu verstoffwechseln.
Nicht nur Getreide, sondern viele natürlich vorkommende Lebensmittel, wie Bohnen, Linsen, Nachtschattengewächse (Tomaten, Auberginen, Kartoffeln), Spinat, Rhabarber, Nüsse, Soja enthalten Antinährstoffe. Die Pflanzen schützen sich vor Fraßfeinden.
Soll ich deshalb alle diese Lebensmittel von meinem Speiseplan verbannen? Nein, sagt mir der gesunde Menschenverstand, denn irgendwann fehlen mir vielleicht wichtige Nährstoffe. Aber Lebensmittel sollen aus natürlichem Saatgut stammen, unter natürlichen Bedingungen ohne Gift aufwachsen und ohne chemische Zusatzstoffe frisch verarbeitet werden. Und genau das bedeutet 5-Elemente-Ernährung!
Die 5-Elemente-Ernährung schließt keine Lebensmittel aus, sie stellt nur fest, wie sie auf den Organismus wirken und sagt: in diesem Fall mehr davon, in jenem Fall weniger hiervon und das Wichtigste ist, dass alles bekömmlich zubereitet wird, damit es der Stoffwechsel mit möglichst geringem Energieaufwand verwerten kann. Durch Einweichen, Kochen, Blanchieren, Fermentieren, lange Sauerteiggärung, etc. werden die pflanzenschützenden Inhaltsstoffe (nicht die Pflanzenschutzmittel, sondern die pflanzeneigenen Schutzstoffe) abgebaut.
Ich will hier ausdrücken, wie sehr ich mich freue, dass ich wieder hochwertiges Brot essen kann, ohne ein ungutes Gefühl dabei zu haben. Ein Glück für diejenigen, die gerne selber kochen und backen. Eine Frage stelle ich mir allerdings noch: Diese Erkenntnise über ATI sind schon 2013 gemacht worden. Warum entdecke ich die erst jetzt und Sensationstitel wie „Weizenwampe“ und „Dumm wie Brot“ drängten sich mir schon zu ihrem Ersterscheinungstermin regelrecht auf?
Foto: Emmerhefebrot, halb Vollkorn-, halb helles Emmermehl mit Kürbis- und Sonnenblumenkernen gestern abend gebacken, heute schon zur Hälfte gegessen.
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=49689
http://www.3sat.de/page/?source=/nano/medizin/160354/index.html
Hallo,
gibt es ein Rezept zum Emmerbrot???
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Hallo Greta, entschuldige meine späte Antwort, ich war sehr lange nicht mehr aktiv auf meinem Blog. Viele Rezepte zu Urkorn findest du hier: https://urkornpuristen.de/urkorn-blog/rezepte/brot/
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