Anfang November bis Mitte Februar herrscht laut dem Chinesischen Kalender das Wasserelement. Wir hier in Mitteleuropa liegen auf einem ähnlichen Breitengrad wie Peking, haben ähnliche klimatische Bedingungen und deshalb passt die 5-Elemente-Lehre auch sehr gut für uns.
Der Winter ist das äußerste Yin, die dunkelste Stelle im Zeichen von Yin und Yang. Und doch ist immer im dunkelsten Bereich ein kleiner Kern vom Hellen enthalten.
Kalt, dunkel und oft nass legt sich der Winter lähmend auf die Natur und die Menschen. Am besten gibt man den äußeren Einflüssen nach und lebt mehr nach innen gekehrt, gemächlicher und sammelt seine Kräfte für das Wiedererwachen der Natur. Das Yang beginnt schon wieder zu wachsen, so wie im tiefsten Morgengrauen das Licht des Tages nicht mehr weit ist.
Wasser in der Natur
Das Wasser ist der Ursprung des Lebens, aber es kann auch bedrohlich sein. Wasser fließt in die kleinsten Spalten und ist extrem anpassungsfähig. Es ist weich und schmeichelnd und doch hat es die ungeheuere Kraft, Berge und Felsen zu sprengen.
Das, was von allen Dingen am nachgiebigsten ist, kann das Allerhärteste überwinden. Formlos kann es selbst in die kleinsten Zwischenräume eindringen. Es gibt nichts auf der Welt, das weicher und schwächer ist als das Wasser, und doch gibt es nichts, was dem Harten und Starken derart zusetzen kann. Lao Zi
Alles Leben liegt verborgen in der Erde, wie der Same, und wartet auf das Frühjahr um im neuen Zyklus wieder zum Leben zu erwachen. Alle Wesen (außer der moderne Mensch?) kommen zur Ruhe, erholen sich im Verborgenen, Stillen und Kühlen, um mit dem emporsteigenden Yang wiedergeboren zu werden.
Eine der wichtigsten Funktionen aller Wesen besteht darin, ihre Essenz, das Kostbarste ihrer Existenz, zu bewahren. Die Umwandlungsmechanismen der Yin-Organe der anderen Elemente haben im Wasserelement ihren vorläufigen Abschluss gefunden. Die reine Essenz ist nicht mehr veränderbar. Dieser Kern unseres Wesens sollte nicht gestört oder hinterfragt werden.
Wasser im Menschen
Der menschliche Körper besteht zu ca. 70% aus Wasser. Leben bedeutet freies Fließen der Säfte; Stagnation, Austrocknung oder Überschwemmung der Flüssigkeiten führt zu Krankheit und Tod.
Der Mensch ist weich und schwach, wenn er geboren wird, hart und starr, wenn er stirbt. Gräser und Bäume sind weich und saftig, wenn sie entstehen, dürre und hart, wenn sie gehen. Das, was fest und hart ist, gehört zum Tode, das, was weich und nachgiebig ist, gehört zum Leben. Lao Zi
Wasser ist das letzte Glied im Zyklus der 5 Elemente und gleichzeitig der Neubeginn. Das Wasser ist Ursprung und Ziel des Lebenskreislaufs. Wasser bedeutet sowohl Tod als auch Neubeginn. Da Wasser für den Tod steht, werden die Emotionen Angst und Mut dem Wasserelement zugeordnet. Es ist die existenzielle Angst vor dem Tod gemeint und der Mut oder die Furchtlosigkeit, Hindernisse im Leben zu überwinden.
Das Organpaar Niere und Blase werden dem Wasserelement zugeordnet. In den Nieren sitzt laut der TCM der Lebensfunke, den der Mensch von seinen Vorfahren mitbekommen hat. Diese Essenz wird „Jing“ genannt in der TCM und ist der kostbare Lebensfunke, den es zu bewahren gilt durch eine richtige Lebensführung.
Erst wenn der Mensch über 75 Jahre alt ist, tritt er ins Wasserelement ein und es war den alten Chinesen so wichtig dieses Alter zu erreichen, weil sie der Meinung waren, jemand ist erst dann wirklich weise, wenn er alle Elemente des Zyklus durchlebt hat. Deshalb wurde der Weg der Mitte und die damit verbundene richtige Lebensführung angestrebt. Alte Menschen wurden als weise verehrt.
Disharmonie im Wasserelement
- unbegründete oder übermäßige Angst
- Minderwertigkeitsgefühle — Größenwahn
- Schaumschläger, Blender
- Oberflächlichkeit
- mangelnder Wunsch nach Rückzug, Erholung
- Mangel an Bescheidenheit, Respektlosigkeit
- übermäßiger Ehrgeiz, Machtstreben
- Verachtung, Zynismus
- Versponnenheit, Abergläubigkeit
Angst schwächt die Nierenessenz. Überarbeitung über längere Zeit, Traumata oder Schock gehen an die Nieren. Das Überwinden der Angst durch mutige Taten eröffnet neue Horizonte und lässt Reichtum erkennen, wo andere nur Mangel sehen.
Furchtlosigkeit entwickelt sich durch Anerkennen und Akzeptieren der Vergänglichkeit als einzig wirklich dauerhaftem Prinzip.
Niere
Die Niere speichert „Jing“ – unser genetisches Potenzial. Sie steuert die Fortpflanzung, Geburt, Wachstumsprozesse, und das Altern. Da die Niere das Mark produziert und damit die Knochen und das Gehirn auffüllt, ist sie für das Denken und die intellektuellen Fähigkeiten bis ins hohe Alter des Menschen verantwortlich, genauso wie für feste Knochen. Die Balance von Yin und Yang in den Nieren bildet die Grundlage des Gleichgewichts im gesamten Organismus.
Die Niere leidet unter Kälte und sie beherbergt „Zhi“, die Willenskraft.
Die Niere empfängt den salzigen Geschmack, um Jing, Yin und Körpersäfte zu bewahren und Jing zu speichern. Seine nach unten und innen gerichtete Wirkung ermöglichen dies, insbesondere, wenn die Nahrung nach Meer riecht, bzw. sehr mineralienreich ist.
Zuviel, vor allem chemisch behandeltes Salz führt zu Stagnation und ist eher schädlich für die Nieren.
Die Niere erweckt zum Leben, was schläft und im Schlaf von der übrigen Welt abgeschlossen ist. Ihre natürliche Funktion ist das Speichern. Sie ist der Ort, an dem das, was ausgeschieden wird, zwischengelagert wird. Die Niere bringt die Kopfbehaarung und die Knochen hervor. In der Mitte von Yin ist sie das untere Yin, das das Klima des Winters durchdringt.
Blase
Die Blase speichert die Körperflüssigkeiten und regelt die Ausscheidung derer, sie ist dabei auf das Qi und Yang der Niere angewiesen.
Die Blase ist ein Bezirksbeamter; sie speichert die Flüssigkeiten, die transformiert und ausgeschieden werden.
Lebensmittel im Wasserelement
Alles was salzig schmeckt: Salz, Sojasoße, Meerestiere/-früchte, Algen, Mineralwasser, alle Fische, alle geräucherten, gepökelten oder luftgetrockneten Fische und Wurstwaren wie z. B. Salami; Oliven und Umeboshi-Pflaumen, sowie alle Hülsenfrüchte (Kidney: nierenförmige Bohnen!)
Ernährung zur Stärkung der Nierenkraft
- Nahrungsmittel die Nukleinsäuren, Vitamin B12, Vitamin A und Omega 3-Fettsäuren enthalten
- Brennesseln, Sprossen, junge Gemüse, Muscheln, alle Fischsorten, Fischeier
- Schwarze Bohnen mit Meeresalgen oder Mandeln oder Knochenmark
- Knochensuppe mit Mark
- Nahrung, die das Qi zu den Nieren leitet: Hülsenfrüchte und dunkle, nach Meer riechende Nahrung wie Meeresalgen
- langfristig 3 hochwertige, bekömmliche Mahlzeiten täglich
- Fleisch aus artgerechter Haltung von Tieren aus Weidehaltung
- regelmäßig kleine Mengen adstringierender Nahrung wie Heidelbeeren, Himbeeren, Salbei, Hagebutten, Rosenblätter, Schachtelhalm, Frauenmantel, Schafgarbe (Tees), Weintrauben, Kirschen, Granatapfel
- Besonderes: Meeresalgen, Süßwasseralgen, Mandeln, Walnüsse, Gelee Royal, Blütenpollen, unraffiniertes Meersalz, Leinöl, Butterschmalz, Sesamöl, Bio-Butter, Eigelb, Wachteleier, schwarzer Sesam, Sonnenblumenkerne, Mandelmus, Tahin
- die Kombination von minderwertigem Salz und billigem Fett (Transfettsäuren) wie in Chips und billigen Wurstwaren meiden
Gut wäre es, die Empfehlungen vorbeugend anzuwenden, denn man kann nur den Status Quo erhalten.
3 Gedanken zu “Das Wasserelement: Hier schließt sich der Kreis”