Anfang September beginnt laut der TCM der Herbst und geht bis Ende Oktober. Es herrscht das Metallelement, welches eine ganz andere Energie mit sich bringt als Sommer und Spätsommer und entspricht dem Lebensalter des Menschen von ca. 55 bis 75 Jahren. Richtig alt ist man erst ab 75 nach der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Es ist die Zeit, in der die Natur und der Mensch die Ernte einbringen für das, was im Frühjahr und Sommer gesät und bearbeitet wurde. Das Metall bringt sehr unterschiedliche Gefühle mit sich: auf der einen Seite bringt es für einige eine goldene Ernte der Lebensarbeit, auf der anderen Seite bringt es für andere Trauer, Schmerz und Depression, weil Loslassen erfordert wird. Die Speicher müssen im realen und im übertragenen Sinne leergeräumt und gesäubert werden, es wird Bilanz gezogen und von Überlebtem und Unausgereiftem muss man sich trennen.
Für diesen Lebensabschnitt ist es notwendig sich sehr mit dem zu beschäftigen, was für den Rest des Lebens wichtig sein soll: mit wem will ich in welchen Abständen zu tun haben? Mit welchen Themen will ich mich beschäftigen? Was ist wirklich wichtig für mich? Und bestimmte Rollenbilder wie Elternsein oder körperliche Kraftdarstellung fallen weg und machen Platz für ein neues Selbstwertgefühl, das man nur aus sich selbst heraus definieren kann.
Dem Metall wird die Farbe Silber, Weiß oder Grau zugeordnet, der scharfe Geschmack und die Emotionen Trauer und Gerechtigkeitssinn. Das Metall ist das Element, welches strukturiert, welches für Rhythmus sorgt, welches die körperlichen Funktionen regelt, ohne dass man bewusst darüber nachdenken muss. Es ist der Körperinstinkt in allen Bereichen und sorgt für den Schutz des Lebens. Zugeordnet wird dem Metallelemant das Organpaar Lunge/Dickdarm.
Die Lunge ist der Ursprung des Atems sowie der natürlichen Triebe und Instinkte. Die Lunge reguliert die Körperbehaarung und wirkt auf die Haut ein.
Die Lunge hat umfangreiche und wichtige Funktionen, die im engen Zusammenhang mit den Funktionen des Herzens, der Milz und der Niere stehen. Deshalb kann man nicht immer eindeutig von einer alleinigen Lungenpathologie sprechen. Die Lunge ist verbunden mit der Haut und Hautprobleme haben mit Sicherheit eine Lungenpathologie als Ursache. Das Stärken von Qi und Yin durch die Ernährung im allgemeinen hilft bei vielen Symptomen. Die Lunge beherbergt auch das „Abwehr-Qi“, d. h. ist verantwortlich für das Abwehren von pathogenen Faktoren, die von außen kommen. Auch Allergien haben viel mit der Lungenenergie zu tun, aber auch mit einer Schwäche des Milz-Qi.
Die Wirkrichtung der Lungenenergie ist nach unten gerichtet und bringt die Peristaltik des Dickdarms hervor.
„Bei einem Energiemangel des Dickdarms träumt man von leeren Feldern.“ Der Dickdarm ist verantwortlich für den freien Durchgang; Veränderung und Wandel gehen von ihm aus.
(Es handelt sich hier um eine Symbolik für materielle Verhaftung und Existenzängste, die mit Ungleichgewicht im Dickdarm zu tun haben).
Symptome für Ungleichgewicht im Metallelement:
- mangelnder Überlebenstrieb
- strukturlos, verwahrlost
- mangelnde Wahrnehmung von Schwingungen, dickfellig, unsensibel
- extreme Dünnhäutigkeit
- aus dem eigenen Rhythmus kommen durch andere
- übermäßiger Rückzug, Einzelgängertum
- Distanzlosigkeit, Sucht nach Bindungen
- Habsucht, Geiz, Spielsucht
- Kriminalität
- Rigidität, übermäßige Strenge, Perversität
- Perfektionismus, überstrukturiert
- nicht loslassen können von unerträglichen Bedingungen oder Beziehungen
- nicht vergessen können
- nicht trauern können
- Anhäufung von Unverdautem und Nutzlosem auf allen Ebenen
Therapiemöglichkeiten:
- Verständnis für sich und andere entwickeln
- Raum als Verbindung, nicht als Trennung erleben
- Aufräumen, Ausmisten, Ballast abwerfen, „Herbstputz“
- äußere Dinge nicht mehr so wichtig nehmen, innere Läuterung, damit im Winter Weisheit entstehen kann
- den eigenen Rhythmus befolgen, ausreichend Ruhepausen einbauen
Typische Lebensmittel im Metallelement:
Der scharfe Geschmack reist zur Lunge. Scharfe Gewürze und scharfe Gemüsesorten wie Zwiebeln, Lauch, Ingwer aktivieren die Verdauung, dynamisieren fades und schwer verdauliches Essen und geben Wärmeenergie in kalte und träge Körper.
Jetzt im Herbst werden die Gerichte wärmender und man hat auch wieder mehr Muße zum Kochen. Gewürze sind das A und O der 5-Elemente-Küche, denn die 4 Geschmäcker (sauer, bitter, scharf, salzig) machen die Erde (süß, mild) bekömmlich.
Du kannst eigentlich wenig verkehrt machen, wenn du dein Essen mit natürlichen Zutaten würzt und damit erst einen leckeren und pikanten Geschmack kreierst. Aufpassen solltest du nur mit den ganz scharfen Gewürzen wie Chili, Cayennepfeffer, usw. Die erzeugen langfristig viel Hitze im Körper.
Empfehlenswert ist im Metallbereich die erfrischende und kühlende Thermik mit Kresse, Rettich, Radieschen. Diese Lebensmittel unterstützen und aktivieren die Lungen- und Dickdarmenergie, ohne zu erhitzen. Rettich kann sowohl gekocht, als auch roh gegessen werden, gekocht ergänzt er das Yin, roh kühlt er Hitze.
Die heißen Lebensmittel sind langfristig in größeren Mengen ungünstig, wie z. B. Chili, Knoblauch, scharfes Curry und auch hochprozentiger Alkohol wird dem Metallelement zugeordnet. Diese scharf/heißen Lebensmittel dynamisieren sehr stark, entspannen auch kurzfristig die Leber, aber langfristig zerstreuen sie das Qi in alle Richtungen.
Gebe lieber frische Kresse über dein Essen als zu scharf zu würzen!
Richtig essen im Metallelement (das Lungen-Qi stärken):
- bitter/austrocknende Lebensmittel und Getränke meiden (z. B. Kaffee)
- alle sehr sauren Lebensmittel meiden (sie ziehen evtl. im Umfeld vorhandene pathogene Faktoren ins Innere des Körpers)
- alle sehr scharf/heißen Lebensmittel meiden
- Unbekömmliches und Fettes meiden: Geräuchertes, Frittiertes
- alle schleimbildenden Lebensmittel und Getränke meiden: Zucker, Milch
- sehr abkühlende Lebensmittel meiden, wie rohes Gemüse und Obst
„Den Zerfall aufhalten:
Nicht an dem festhalten, was übervoll ist;
besser ist es loszulassen.
Auch eine Waffe, die sich scharf anfühlt,
kann nicht ewig schützen.
Ein Raum, gefüllt mit Gold und Edelsteinen,
lässt sich auf Dauer nicht bewachen.
Reich und angesehen, dabei jedoch überheblich zu sein,
bringt natürlicherweise Unglück.
Sich zurückziehen nach einer verdienstvollen Leistung
entspricht dem Dao der Natur.“ (Lao Zi)
3 Gedanken zu “Das Metallelement: Sortieren, loslassen, genießen”