Ab ca. Mitte Juli bis Ende August befinden wir uns in der Jahreszeit des Elements Erde. Es ist die goldene Zeit des Spätsommers, wenn alle Früchte und Gemüse reif werden, es ist die Erntezeit. Mutter Erde versorgt und nährt uns und vergibt großzügig ihre Gaben.
Die zugeordnete Farbe ist gelb, orange oder braun. Der Geschmack der Erde ist mild-süß oder neutral.
Es gibt 2 Möglichkeiten, den Kreislauf der Elemente darzustellen: einmal in der Reihenfolge des Wachstumzyklus.
Der Wachstumzyklus:
Andermal mit der Erde in der Mitte und rundherum angeordnet die anderen 4 Elemente, die die Erde unterstützen.
Der Zyklus mit der Erde als Mittelpunkt:
Diese Darstellungsform zeigt, wie wichtig die Erde ist, ohne Erdelement verlieren die anderen Elemente ihre Funktion. Die anderen 4 Elemente machen die Erde bekömmlich, heißt es. Siehe auch meine Beiträge „Nur bekömmliches Essen ist gutes Essen“ und „Der Weg der Mitte„. Die Erde/die Mitte zu unterstützen ist das Hauptanliegen der 5-Elemente-Küche.
Lebensmittel im Erdelement
Alle Lebensmitel, die süß im Sinne von mild oder neutral schmecken, werden dem Erdelement zugeordnet. Wenn man genau hinschaut, sind das diejenigen, die nahrhaft sind wie Gemüse, Getreide, Fleisch, Fette und Öle, Nüsse und Samen und süßes Obst.
Zu den Erde-Gemüse zählen alle, die nicht scharf oder sauer oder bitter schmecken, wie Kürbis, Möhren, Kohlgemüse, Rüben, Kartoffeln, Blumenkohl, Sellerie, Zucchini, Auberginen, Paprika, Gurken, etc. Davon kann man nicht zuviel essen.
Fleisch ist sehr nahrhaft und v. a. Rind- und Kalbfleisch, die im Geschmack eher neutral sind, werden dem Erdelement zugeordnet. Lebensmittel im Erdelement nähren, erfordern aber viel Verdauungsarbeit, speziell Proteine. Gewürze wie Lorbeer, Kümmel, Senf, etc. und ganz zuerst frischer Ingwer machen Fleisch deutlich bekömmlicher.
Zu den Erde-Getreide zählen Hirse, Polenta und Gerste. Auch Brot wird dem Erdelement zugeordnet, aber bitte Vorsicht mit Brot: zuviel Brot befeuchtet das Milz-Qi sehr stark und kann zu Verdauungsstörungen führen. Am besten altbackenes Brot nur zu gekochten Eintöpfen essen. Nicht mit Butter, Wurst und Käse oder Marmelade. Siehe auch meinen Beitrag „Brot – das älteste Fastfood der Welt„.
Ganz wichtig für unseren Organismus sind Fette und Öle, sie fallen alle ins Erdelement. In Bälde wirst du hier auch einen Beitrag zu den richtigen Fetten und Ölen lesen.
Auch Nüsse und Samen sind dem Erdelement zugeordnet, sie sind sehr fettreich und nahrhaft. Nüsse sind ideal als Zwischenmahlzeit für unterwegs, weil sie lange satt machen und gesunde Fettsäuren beinhalten.
Jetzt gibt es sie, soviel das Herz begehrt: frische süße Früchte wie Melonen, Aprikosen, Pfirsiche, Kirschen, etc. Und bald gibt es auch frische Äpfel, Birnen, Mirabellen, Weintrauben, etc. Wenn das Obst reif ist, direkt vom Baum in den Laden oder auf den Markt kommt, dann kann auch ein schwaches Milz-Qi frisches Obst verarbeiten.
Zu den anderen Jahreszeiten, wenn das Obst unreif geerntet und eingelagert wurde, ist es roh unbekömmlich und sollte besser als Kompott mit feinen Gewürzen wie Zimt, Kardamom, Ingwer und Vanille gekocht werden. Oder als Trockenobst gegessen werden.
Bananen sind kein einheimisches Obst für uns und deshalb wirken sie sehr abkühlend und befeuchtend (gut für die Menschen in den heißen Ländern). Wer zu Kälte und Feuchtigkeit neigt, sollte mit Bananen vorsichtig sein, v. a. im Winter.
Last but not least: alles was süß schmeckt, wie Zucker, Sirup, Melasse, Dicksaft, Honig, etc. gehört ins Erdelement. Diese Lebensmittel befeuchten das Milz-Qi sehr stark und sollten nur wie ein Gewürz beim Kochen eingesetzt werden. Besser als weißer Zucker ist natürlich Honig oder Dicksaft, weil diese Spurenelemente und Mineralien enthalten, aber zuviel davon schwächt das Milz-Qi und stört die Stoffwechselvorgänge.
Gelüste auf Süßigkeiten lassen übrigens nach, wenn das Milz-Qi gut genährt ist mit den nicht so sehr süßen Erd-Lebensmitteln.
Auch Milchprodukte gehören ins Erdelement, bestehen ja auch aus Proteinen und Fetten, sie werden aber in der 5-Elemente-Lehre eher kritisch gesehen, siehe auch meinen Beitrag „Wie wirken Milchprodukte aus Sicht der 5-Elemente-Lehre„.
Die Erde im Menschen
Die Erde in der Natur ist einfach erklärt. In den Lebensaltern des Menschen ist das Erdelement die Zeit zwischen ca. Mitte 30 und Ende 50, wenn man sein Leben eingerichtet hat und von der Ernte seiner Hände (oder seines Kopfes) Arbeit profitieren kann. Die Lebensmitte quasi.
Umso wichtiger, dass die Erde im Zentrum ist. Wenn wir in unserer Mitte ruhen und mit beiden Füßen auf dem Boden stehen, können wir die Dinge sich entwicklen lassen und spüren dabei Gleichgewicht und Harmonie.
In der Mitte zu sein, bedeutet auch, dass die anderen Organe in Harmonie zueinander stehen. Dadurch, dass wir bei uns selbst zuhause sind, entsteht auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl mit anderen. Einfühlungsvermögen und Aufmerksamkeit für andere sind möglich, ohne dabei den Kontakt zu sich selbst zu verlieren.
Mit einer starken Mitte sind wir fürsorglich für uns selbst und andere und packen das Leben praktisch, bodenständig und zielorientiert an.
Die Organe im Elemente Erde
Die Organe Milz/Bauchspeicheldrüse und Magen sind dem Element Erde zugeordnet. Sie sind verantwortlich für Aufnahme und Transformation von Nahrung.
Die Milz herrscht über Umwandlung und Transport und ist damit zuständig für den Stoffwechsel! Das ist eine dynamische Aktivität.
Und nicht nur Nahrung, sondern alle Einflüsse, die auf uns einströmen, muss der Kanal Milz/Bauchspeicheldrüse/Magen verarbeiten. Deshalb ist es z. B. ungünstig, gleichzeitig zu essen, telefonieren und fernzusehen, denn das überfordert das Aufnahmevermögen und schwächt das Milz-Qi. Achtsam zu essen und dabei nicht viel zu reden ist eine gute Übung für eine starke Mitte.
Auf einer soliden Grundlage (Erde), lässt es sich leicht planen (Holz) und gut realisieren (Metall)!
Der Magen braucht Zeit, Qi und Flüssigkeiten für seine Arbeit, das erste Zerkleinern der Nahrung. Regelmäßigkeit, Maßhalten und Konzentration beim Essen sind wichtig.
Ungleichgewicht im Element Erde
Wenn wir den festen Punkt in unserer Mitte nicht spüren, gibt es nirgendwo in der Welt einen Punkt, an dem wir uns festhalten können. Wir fühlen uns bei uns selber nicht geborgen und können uns kein objektives Bild von der Umgebung machen. Es gibt keine feste Grundlage und die Gedanken, die da sind führen in Grübelei, es kommt nichts dabei heraus und man denkt nur im Kreise. Dieser Sumpf von ständig wiederkehrenden Gedanken kann zu Besessenheit, Sucht, Paranoia und Fanatismus führen.
Alles was wir aufnehmen, müssen wir in unseren Organismus integrieren oder wieder ausscheiden können. Alles Unangenehme, das wir zurückweisen, entlastet uns. Eine dritte Alternative gibt es nicht, was weder integriert noch ausgeschieden werden kann, belastet den Organismus und schwächt das Milz-Qi. Der Intellekt wird dumpf und die Konzentration fällt schwer.
Aus seinen Gedanken keine fruchtbaren Schlüsse ziehen zu können, ist verunsichernd. Es entsteht das Bedürfnis nach einem festen Halt. Man klammert sich an irgend etwas, sei es materieller Besitz, an die Zigarette oder ans Glas, an den Partner, die Kinder, ans Smartphone und die Fernbedienung. Man braucht Selbstbestätigung von außen und bleibt in einer starren Haltung stecken.
Symptome einer Unausgewogenheit im Erdelement
- sich selbst eine Rabenmutter sein
- grübeln, besorgt sein, nicht in der Gegenwart sein
- an der Vergangenheit hängen, Melancholie, Lethargie
- mangelnde Konzentration, fehlender Fokus, „neben der Kappe laufen“
- geistige Dumpfheit, langweiliges Reden
- mangelnde Empathie
- keinen Standpunkt, keine Meinung haben
- mangelnde Selbstsicherheit
- Süßholz raspeln, um Nähe herzustellen
- übermäßig bemuttern, sich selbst aufopfern
- Trägheit, Schwerfälligkeit
- an andere hängen, klammern, sich aufdrängen
- Helfersyndrom, Opferrolle, Schuldgefühle
- Probleme mit Aufrichtigkleit, Treue und Vertrauen
Was hilft bei einer Unausgewogenheit im Erdelement?
- Meditation und Achtsamkeit üben bringen in die Gegenwart
- Berührung, Massage
- Singen oder Chanten
- Essen, trinken, schmecken sind orale Genüsse, die helfen, die Erde zu stabilisieren
Wie essen, um das Erdelement zu unterstützen?
In meinen Beiträgen „Nur bekömmliches Essen ist gutes Essen“ und „Der Weg der Mitte“ findest du viele Tipps, um den Erdorganen Milz/Bauchspeicheldrüse/Magen die Arbeit zu erleichtern.
Die Erde heilt sich aus sich selbst heraus.
6 Gedanken zu “Das Erdelement – die Energie, die uns nährt”