In der 5-Elemente-Lehre gibt es, wie der Name schon sagt, 5 Elemente und deshalb auch 5 Jahreszeiten. Neben Frühling, Sommer, Herbst und Winter empfanden die Weisen in China vor über 2000 Jahren den Spätsommer als weitere Jahreszeit, weil er eine andere Qualität hat als der Frühsommer. Die TCM entstand übrigens im Raum Peking, wo das Klima ganz ähnlich ist wie bei uns in Mitteleuropa.
Der Sommer beginnt nach dem chinesischen Kalender Mitte Mai und geht bis Mitte Juli. Gemäß den Lebensaltern entspricht der Sommer dem jungen Erwachsenensein zwischen ca. 18 und 35 Jahren. In dieser Zeit ist der Mensch im Vollbesitz seiner Kräfte und voller Energie (natürlich abhängig von der persönlichen Konstitution).
Dem Feuerelement wird neben der Jahreszeit Sommer die Farbe rot, der bittere Geschmack und die Emotionen Freude (im positiven Pol) und Gier (im negativen Pol) zugeordnet. Die Feuerenergie wirkt erhitzend und trocknend und leitet nach unten.
Wenn ein Mensch sich in diesem Alter befindet, hat er sein Leben vor sich. Er bildet seine Lebensgrundlage indem er studiert oder eine Ausbildung macht, er sucht nach einem Partner, gründet eventuell eine Familie und die Optionen, die das Leben bietet sind noch offen und vielversprechend. Man möchte so viel wie möglich erleben, erfahren und ausprobieren.
Der Sommer ist die Zeit, wo Nächte durchgetanzt werden und wo junge Leute in den frühen Morgenstunden ins Schwimmbad einbrechen, um bei Sonnenaufgang eine Runde zu schwimmen: eben Lebensfreude pur! Schlafen kann man im Winter!
Das Organpaar Herz und Dünndarm ist dem Feuerelement zugeordnet und wenn das Herz nach zu viel Leben lechzst, kann die Freude in Gier umschlagen.
Der Dünndarm trennt Reines von Unreinem. Er ist Gewissen und moralische Instanz, unterscheidet Wichtiges von Unwichtigem. Der Dünndarm leitet die Hitze vom Herzen ab.
Freude kann nur aus sich selbst entstehen und nicht aus dem „Mehr haben“. Deshalb ist Lachen die Medizin für das Herz.
Das Herz wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin als das „Kaiserorgan“ angesehen.
Das Herz ist die Wurzel des Lebens und koordiniert die Vielfalt der geistigen Fähigkeiten. Das Herz beeinflusst das Gesicht und füllt die Gefäße mit Blut.
Alle mentalen, spirituellen, emotionelen und intellektuellen Fähigkeiten sind Ausdruck des Herzens. Der Geist des Herzens (Shen) äußert sich durch den Glanz des Gesichts, dem man die Fülle des Herz-Qi und des Herz-Yin ansehen kann. Die Zunge ist der „Auswuchs“ des Herzens, alle Organe sind darauf abgebildet, was die Zungendiagnose ermöglicht. Mit der Sprache und dem Gesicht teilen wir uns unserem Gegenüber mit.
Alle Körpersäfte und das Blut haben eine gemeinsame Wurzel, das Nieren-Yin. Der Schweiß allerdings wird vom Yin des Herzens bereitgestellt, übermäßiges Schwitzen schadet dem Qi des Herzens. Das Herz leidet unter Hitze und deshalb sollte vor allem im Sommer in der Ernährung darauf geachtet werden, dem Körper Feuchtigkeit zuzuführen und ihn nicht zu überhitzen.
Der bittere Geschmack reist zum Herzen, sagt die TCM, bitter-erfrischend nährt das Yin und bitter-warm tonisiert das Yang. Der bittere Geschmack leitet nach unten und schützt dadurch das Herz vor aufsteigendem Yang, außerdem unterstützt er so die nach unten gerichtete Verdauungsaktivität von Leber und Gallenblase, besonders bei der Fettverdauung.
Bitter-austrocknende Nahrungs- und Genussmittel wie Kaffee oder Schwarztee senken das Yin des Herzens und wirken dadurch anregend. Shen, der Geist des Herzens reist mit dem Blut, deshalb ist es so wichtig das Yin und damit das Blut zu nähren. Nicht nur durch Ernährung, sondern auch durch Pausen und Entspannung und vor allem: nichts festhalten wollen. Wer erschöpft ist, kann auch nichts geben!
Das Herz kann eine Fülle- oder eine Leere-Pathologie bekommen. Dann ist es entweder erhitzt und übererregt oder kalt und teilnahmslos.
Symptome bei einem unausgewogenen Feuerelement:
- Kleinmut, Egoismus
- Selbstaufgabe, Isoliertheit
- Langeweile, Teilnahmslosigkeit
- Dumpfheit, Unklarheit
- Schlechte Gedanken
- Fehlende Unterscheidungsfähigkeit für Schädigendes
- Psychosen, Suizidgefährdung
- Begierde, übersteigerte Sexualität
- Hysterie
- wilder Aktionismus, wirres Gerede
- ständiger Zeitdruck
Maßnahmen für ein ausgewogenes Feuerelement:
- regelmäßiger Schlaf
(entsprechend der Jahreszeit, im Winter braucht man mehr Schlaf als im Sommer) - Zeitmanagement
- Mußestunden, Kontemplation (das Herz immer wieder leer machen von äußeren Eindrücken)
- etwas mit anderen teilen
- Lachen
- Sprach- und Stimmtraining
Schlafstörungen sind immer durch einen Yin-Mangel verursacht. Einschlafstörungen werden einem Yin-Mangel des Herzens zugeschrieben und Durchschlafstörungen einem Blutmangel der Leber. Diese Mängelzustände können wiederum ganz unterschiedliche Ursachen haben, z. B. eine Stagnation des Leber-Qi. Diese Diagnosen sind wirklich so unterschiedlich wie jeder Mensch anders ist und können nur durch einen erfahrenen TCM-Arzt erstellt werden.
Bei Schlafstörungen ist es generell nicht verkehrt die Yin-Seite zu nähren!
Ernährung für ein ausgewogenes Herzelement:
Sei vorsichtig mit austrocknenden und/oder erhitzenden Lebensmitteln wie Kaffee, Schwarztee, Kakao, gegrilltem Fleisch, Glühwein, Rotwein, Schnaps, Cola, Red bull und scharfen Gewürzen. Diese Genuss- oder Nahrungsmittel (außer Cola und Red bull natürlich) können in Maßen heilsam sein für Menschen mit einem Kälteproblem, oder an kalten oder nassen Wintertagen, aber sie sind nicht geeignet für den täglichen Gebrauch.
Kaffee sollte am Nachmittag nicht mehr getrunken werden, um das ansteigende Yin nicht zu stören. Frauen in den Wechseljahren, die eine Neigung zur Erschöpfung des Yin haben, sollten gar keinen Kaffee trinken. Jeder winzige Schweißausbruch, der auf eine Tasse Kaffee folgt, ist ein Zeichen für Yin-Verlust.
Grüner Tee wirkt übrigens auch austrocknend, obwohl er thermisch erfrischend ist, d. h. bei Neigung zu Trockenheit ist er also nicht unbedingt empfehlenswert. Optimal angewendet wird er bei Feuchtigkeitssymptomen ohne Kälte.
Der Yin-Aufbau erfolgt nicht nur über Trinken von Wasser oder Tee, zu viel Flüssigkeit belastet die Nieren und wird einfach nur ausgeschieden. Getränke am besten immer zimmerwarm trinken, dann wird weder Nieren-Yang noch Yin benötigt, um es auf Betriebstemperatur zu bringen.
Der Yin-Aufbau erfolgt vielmehr über die Aufnahme von gekochten Speisen, die viel Flüssigkeit enthalten, so kann sie der Körper aufnehmen und verwerten. Gekochtes Gemüse, Obst als Kompott und hochwertige Fette und Öle sind hier die Devise.
- warmes Wasser, milde Tees aus Kräutermischungen
- süßes Obst wie Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pfirsiche als Kompott gekocht
- für die Proteinzufuhr regelmäßig wenig gekoches Fleisch, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte und Tofu
- Champignons, roh oder gekocht
- hochwertige Öle und Fette wie Olivenöl, Sesamöl, Kokosöl, Leinöl, Butter, Butterschmalz
- hochwertiges Steinsalz enthält Mineralien für den Yin-Aufbau, ebenso Meeresalgen
- frische Kräuter statt scharfer Gewürze
- kurz gekochte Gemüse mit Sprossen und Kräutern, Soße aus Gemüsesud, angedickt mit Kuzu oder Pfeilwurzelmehl oder Nussmus
- Gurkensuppe oder Gurkensalat fein geraspelt
- Blattsalate, keine rohen Gemüsesalate oder Tomaten (Gemüse kochen)
Was du besser lassen solltest:
- Rauchen
- Alkohol
- minderwertiges Salz in Kombination mit minderwertigem Fett und Zusatzstoffen (z.B. in Chips oder billigen Wurstwaren)
- Kaffee, Schwarztee, Lapachotee, Getreidekaffe, Yogitee, saurer Früchtetee
- kohlensäure-, koffeinhaltige und aufputschende Getränke wie Sekt, Mineralwasser, Cola, Red bull
- Fruchtsäure von Südfrüchten
- Essigessenz
- große Mengen Fleisch, Eier, Nüsse und Fett
- minderwertiges, stark erhitztes und verarbeitetes Fett (Transfettsäuren)
- stark gewürzte, scharfe Speisen
- zwischen Tür und Angel essen
Die bitter-erfrischenden Lebenmittel wie bittere Blattsalate (Chicoree, Radicchio, Löwenzahn, Rucola, Artischocke) oder Getreide wie Buchweizen sind allgemein sehr empfehlenswert.
Um die Qualität des Feuerelements durch Gewürze ins Essen zu bringen, bieten sich leicht bitter schmeckende Gewürze wie Kurkuma!, edelsüßer Paprika, Bockshornkleesaat, Wacholderbeeren, etc. und wenn es zum Gericht passt etwas Kakao an. Der Abrieb von Zitrusfruchtschalen bringt den bitteren Geschmack in den Zyklus ein und alle frischen Kräuter wie Basilikum, Rosmarin, Oregano, Thymian, Bohnenkraut, Salbei oder Beifuss sind dem Feuerelement zugeordnet im Gegensatz zu den Getrockneten, die sich im Metallelement befinden.
An wirklich heißen Tagen sind natürlich erfrischende Genüsse wie Melonen und frische Beeren ganz wunderbar.
Leider nicht so empfehlenswert ist Eiscreme! Diese Kombination aus eiskalt, Milchprodukten, Fett und viel Zucker kann sehr viel Feuchtigkeit und Kälte im Körper erzeugen. In Kombination mit wiederum Hitze erzeugenden Lebensmitteln kann die Feuchtigkeit im Körper zu Schleim eindicken. So gut wie alle schlimmen Zivilisationserkrankungen beruhen auf Schleimbildung aus Sichtweise der TCM.
Statt Eis zu essen, koche dir lieber eine Rote Grütze oder eine Obstsuppe mit feinen Gewürzen wie Vanille und Kardamom, die kann man warm oder an heißen Sommertagen kalt essen.
In diesem Sinne wünsche ich meinen geschätzten Leser/innen einen wundervollen Sommer mit Sonne, Spass, Lachen, Baden, viel Freude mit den Freunden und mit einer leckeren und gesunden Essweise, die Körper, Geist und Psyche nährt!
5 Gedanken zu “Das Feuerelement – überschäumende Lebensfreude”