Die 5-Elemente-Lehre beruht auf den Erkenntnissen der chinesischen Weisen und Ärzte aus einer Zeit vor über 2000 Jahren. Diese Menschen damals hatten noch keinen Begriff davon, wie sich Pflanzen und Tiere biochemisch zusammensetzen. Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Aminosäuren, Hormone, alle diese Bestandteile waren nicht bekannt. Genauso waren natürlich auch Laktose, Gluten, Lektine, Phytinsäure, Histamine oder gar FODMAPS überhaupt kein Thema.
Sie beobachteten die Wirkung von Lebensmitteln und anderen äußeren Einflüssen wie Klima, Tätigkeiten, Emotionen auf die Menschen und beurteilten sie danach ausschließlich aus energetischer Sicht. Die chinesischen Ärzte betrachteten den Menschen wie eine Klimakarte: Dort herrscht zu viel Feuchtigkeit, dort etwas Hitze und dort noch eine Stagnation und das alles zusammen verursacht die Beschwerden, die der Patient hat.
Das hört sich hier so einfach und fast naiv an, aber es ist eine große Kunst, diese Beobachtungen anzustellen und die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.
Ist der Mensch im Gleichgewicht zwischen Yin und Yang und fließen die Energien ungehindert, so ist er in einem optimalen Gesundheitszustand.
So, nun komme ich zu den Milchprodukten: Aus der fernöstlichen Kultur ist bekannt, dass es so gut wie keine Milchprodukte gab, deshalb haben die meisten Asiaten das Enzym zum Aufspalten von Laktose nicht entwickelt und viele sind deshalb laktoseintolerant.
Dann gibt es Kulturen, z. B. in den Hochebenen des Himalaya, die fast ausschließlich von der Milch ihrer Kamele oder Yaks leben. Die haben sich genetisch daran angepasst, dass es in diesen Höhen keine anderen Lebensmittel gibt außer Milch und Fleisch.
Wir in Europa kennen Milchprodukte seit vielen Generationen und sind genetisch besser daran angepasst als die Asiaten. Aber heißt das auch, dass wir sie unbedenklich in großen Mengen essen können?
Die meisten Milchproduke und auch Milch sind im Erdelement eingeordnet. Also jenes Element, in dem sich die nährenden Lebensmittel wie Fleisch, Getreide, Fette und Öle und nährende Gemüse befinden. Die Lebensmittel im Erdelement sind per se schwer verdaulich und benötigen die Hilfe von Metall-, Wasser-, Holz- und Feuerelement, um optimal verstoffwechselt zu werden. Lebensmittel aus dem Erdelement harmonisieren und verteilen die Energie in alle Richtungen. Zuviel davon macht auf Dauer dick und rund und kann die negativen Aspekte hervorrufen, die jedes Element auch mit sich bringt.
Es gibt Milchprodukte wie Quark, Frischkäse, Hüttenkäse, Joghurt, Buttermilch oder Sauermilch die eher „Yinnisierend“ also befeuchtend und abkühlend auf den Organismus wirken. Für Menschen, die eh schon ein Kälte- oder ein Feuchtigkeitsproblem im Körper haben, sind also diese Produkte nicht empfehlenswert.
Für Menschen, die ein Trockenheitsproblem haben, sind kleine Mengen von diesen Milchprodukten durchaus empfehlenswert, vorausgesetzt natürlich, es liegt keine Laktoseunverträglichkeit vor. Für Menschen mit Hitzeproblemen können zu viele abkühlende Milchprodukte insofern ungünstig sein, dass Hitze und Feuchtigkeit im Körper sich zu „Feuchter Hitze“ verbinden. Das ist ein Zustand in der TCM, der relativ unerfreuliche Beschwerdebilder verursachen kann.
Dann gibt es Milchprodukte, die eher „Yang“ sind und deshalb besser verstoffwechselt werden können. Produkte vom Schaf oder Ziege sind wärmend und außerdem aufgrund ihres Geschmacks im Feuerelement angesiedelt. Sie sind besser verträglich als Kuhmilchprodukte. Hartkäse ist umso mehr „Yang“ je länger er gereift ist. Durch den Reifungsprozess entschwindet die Feuchtigkeit, der Käse wird fester, trockener und auch immer aromatischer. Je mehr Eigenaroma ein Lebensmittel hat, umso besser kann der Organismus damit umgehen, er lässt sich durch künstlich hergestellte Aromastoffe nicht beschummeln.
Allerdings entwickelt Käse umso mehr Histamin, je länger er gereift ist. Dafür verliert er an Laktose, viele Hartkäse und Parmesan enthalten keine Laktose mehr. Histaminunverträglichkeit wäre nochmal ein anderes Thema. Ich denke, dadurch, dass wir so vieles im Überfluss zur Verfügung haben und das was uns schmeckt, auch in großen Mengen verzehren, generieren wir immer mehr Unverträglichkeiten. Maßhalten wäre hier vielleicht eine Lösung.
Kochen und Überbacken mit Käse und Sahne wird in der 5-Elemente-Ernährung eher nicht empfohlen, denn geschmolzener Käse und eingedickte Sahne können „Feuchte Hitze“ im Körper erzeugen. Feuchte Hitze führt irgendwann immer zu Stagnation des Qi, wenn sie nicht wieder beseitigt wird. Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, wie sich das anfühlt, „gestaut“ zu sein.
Auch schon unsere direkten Vorfahren wussten von der thermischen Wirkung der Nahrungsmittel. Das zeigt folgende Anekdote, die mein Opa in meiner Kindheit gern beim Abendbrot erzählt hat:
Der Bauer sagte zum Knecht: „Iss Quark, Quark kühlt, Butter erhitzt!“ Und der Knecht antwortete: „Und ich ess Butter und wenn ich verbrüh!“
Natürlich war dem Bauern die Butter zu teuer und er wollte, dass der Knecht den billigeren Quark isst. In der 5-Elemente-Lehre wird Butter als thermisch neutral angesehen.
Pellkartoffeln mit Quark ist übrigens ein wunderbares Gericht an einem heißen Sommertag, wenn man viel geschwitzt hat. Der Quark in Kombination mit Salz und dem Kalium, Kalzium und Magnesium aus den Kartoffeln füllen den Mineralien-, Salz- und Feuchtigkeitsbedarf des Körpers wieder auf. Im Winter wirkt Quark oftmals zu abkühlend.
Das Fazit
Wenn du keine Laktoseunverträglichkeit hast, sind Milchprodukte, bevorzugt von Schaf oder Ziege in kleinen Mengen nicht verkehrt, wenn du gewisse Dinge berücksichtigst:
- Nur gute Qualität kaufen
- Nicht oder selten mit Sahne und Käse kochen und überbacken
- Die abkühlenden Milchprodukte eher im Sommer essen und wenn du keine Kälte- und/oder Feuchtigkeitssymptome hast
- Käse und Milchprodukte nur gelegentlich und in kleinen Mengen genießen
- Abkühlende Milchprodukte lieber abends (Yin) als morgens (Yang) essen
- Lieber Schaf- oder Ziegenmilchprodukte als Kuhmilchprodukte essen
- Milchprodukte nicht in Kombination mit Brot, sondern mit Gemüse essen
Von purer Milch würde ich abraten, denn sie wirkt sehr abkühlend und verschleimend. Dadurch, dass die Kühe in unserer Hochleistungs-Landwirtschaft so extrem hochgezüchtet sind, ist die Milch zudem stark mit Hormonen angereichert.
Am besten, denke ich, hält man es so, wie es vielleicht früher war, als die Tiere noch relativ „normal“ funktionieren durften: Es gab mal viel oder mal wenig von etwas und nicht alles war ständig verfügbar. Also hin und wieder gönn ich mir den Genuss und freue mich dann besonders, wenn er nicht alltäglich ist.
Ein Gedanke zu “Wie wirken Milchprodukte aus Sicht der 5-Elemente-Lehre?”