Im Moment liest man überall über das Fasten. Wie gesund es sei und welche Effekte es auf den Körper hat. Die verschiedenen Formen des Fastens wie Heilfasten nach Buchinger oder intermittierendem Fasten werden beschrieben und jeder kann sich aussuchen, welche Form ihm am besten zusagt.
Das Fasten ist aus allen Religionen als Mittel zur spirituellen Einkehr bekannt und in früheren Jahrhunderten haben die Menschen sicher vielmals unfreiwillig gefastet.
Das Fasten im Frühjahr ist nicht nur in der christlichen Religion verbreitet, auch die 5-Elemente-Lehre kennt die Zeit im Holzelement, in welcher v.a. der Funktionskreis Leber/Gallenblase entlastet werden soll.
Allerdings sagt die 5-Elemente-Lehre auch, dass, um stetig das Vorgeburtliche Qi zu nähren, der Mensch regelmäßig essen muss. Beim Fasten würde zuviel vom Vorgeburtlichen Qi verbraucht werden. Nun haben wir in unserer heutigen Lebensweise ja sowieso von allem zu viel, zu viel Fett, zu viel Süßes, zu viel Fast-Food, zu viel künstliche Zusatzstoffe, wir essen wirklich zu viel und zu oft! So gesehen ist eine Periode des Reduzierens im Jahr nicht verkehrt. Nur muss es gleich vollständiges Fasten sein?
Ich denke, wenn ich mich während des Fastens zurückziehen kann, nicht arbeiten muss, also aus dem Alltag herausgenommen bin und ich während dieser Zeit die Möglichkeit habe, Spiritualität zu üben, dann ist Fasten gesund und wohltuend für Körper und Geist. Aber wenn ich normal weiterarbeite, die notwendige Leistung im Arbeitsalltag bringen muss, dann ist Fasten zusätzlich eine Belastung für den Organismus und die positiven Effekte sind vermutlich lange nicht so groß.
Die 5-Elemente-Lehre ist ja sowieso dergestalt, dass eben dieses oben beschriebene „Zuviel“ gar nicht stattfindet, chemische Zusatzstoffe und Fertigprodukte werden gemieden und es wird natürlich und bekömmlich gekocht. In der Theorie. Im Alltag das immer umzusetzen, verlangt eine Menge Konsequenz und Organisationswillen.
Deshalb gibt es in der 5-Elemente-Lehre eine Art „gemildertes Fasten“. Man verzichtet für eine Weile, in der Regel ein paar Tage, auf die volle Bandbreite an Lebensmitteln und fastet mit Getreide, bevorzugt mit Vollkornreis. In Vollkornreis ist sehr viel an Nährstoffen enthalten und der Mensch kann eine ganze Weile nur von Vollkornreis leben, ohne einen Mangel zu erleiden.
Das Wort „Qi“, das wir mit Lebensenergie übersetzen, bedeutet im Chinesischen „Reis, der über Wasserdampf gart“. Daran sieht man, für wie wichtig die alten Chinesen das Essen überhaupt erachteten
Wie sieht das in der Praxis aus? Vollkornreis ist kurz gekocht nur schwer verdaulich, wie alle Vollkorngetreide. Weiche ihn über Nacht ein, schütte das Einweichwasser weg und koche ihn mindestens 1 Stunde mit verdauungsfördernden Gewürzen wie Kardamom, frischem Ingwer, Kreuzkümmel, Koriander, Kurkuma, getr. Thymian oder Oregano, oder dem Abrieb von Zitrusfruchtschalen. Je nach Geschmacksrichtung der Gewürze wird es ein eher exotisch oder europäisch schmeckender Reis. Wenn er ganz bekömmlich werden soll, nehme deutlich mehr Wasser als Reis, im äußersten Fall im Verhältnis 10:1 und lasse den Reis über 8 Stunden im Backofen bei 100°C köcheln. Das gibt dann eine Art Reissuppe, damit werden deine Verdauungsorgane komplett entlastet, trotzdem wird das Qi der Mitte genährt.
Dazu iss kurz gegartes oder gedämpftes Gemüse deiner Wahl mit frischen Kräutern oder Sprossen, gib einen EL gutes Öl darüber. Das Gemüsewasser kannst du mit Kuzu oder Pfeilwurzelmehl zu einer Soße andicken.
Du weißt ja, dass ich nur über Dinge schreibe, die ich selber ausprobiert habe und natürlich habe ich auch schon gefastet. Klassisch nach Buchinger. Und zwar während ich gearbeitet habe, aber auch mit Rückzug aus dem Alltag und entsprechender Begleitung. Es ist so: das Fasten ist tatsächlich wohltuend für Körper und Geist, allerdings hat das Milz-Qi hinterher große Mühe, seine Verdauungs- und Transformationsarbeit wieder aufzunehmen. Und beim Fasten während der Arbeitszeit hatte ich außer Gewichtsabnahme keinen spürbaren langfristigen Gewinn. Wunderbar ist, dass nach 2 Tagen Eingewöhnung alle Wehwehchen, die man so hat, während der Zeit des Fastens stillgelegt sind!
Mein Fazit: Ich werde wieder fasten, aber nur mit Rückzug aus dem Alltag und entsprechender Begleitung.