Kennst du das? Nach einer Mahlzeit ist dein Bauch aufgebläht, es rumort darin, du fühlst dich belastet durch das Essen. Außerdem hat es dich müde und unkonzentriert gemacht. Das sollte nicht sein! Essen soll gut bekömmlich sein und neue Energie bringen.
30% unserer Lebenenergie brauchen wir allein für Stoffwechselvorgänge, aber wir müssen essen um unser Qi, d.h. unsere Lebensenergie aufzufüllen und deshalb hat die 5-Elemente-Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin die sogenannte „Praxis der Bekömmlichkeit“ definiert. Das bedeutet die Kunst, das Essen so zuzubereiten, dass die Stoffwechselvorgänge möglichst wenig Energie verbrauchen.
Die TCM hat auch dazu eines ihrer wunderbaren „sprechenden“ Bildvorstellungen entwickelt:
Der Dreifache Erwärmer
In der Vorstellung der alten Chinesen ist der Rumpf des Menschen in 3 Bereiche unterteilt und die sich darin befindlichen Organe haben ganz bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um das Qi, die Lebensenergie optimal am Fließen zu halten.
Der Untere Erwärmer (UE) im unteren Bereich des Rumpfes beherbergt das Organpaar Nieren/Blase im Wasserelement. In den Nieren ist das sogenannte Vorgeburtliche Qi gespeichert. Das ist das Quantum an Lebensenergie, welches jeder von uns von seinen Eltern bei der Zeugung mitbekommen hat. Diese Menge an Qi muss für ein ganzes Leben reichen, du kannst es nun schnell verbrauchen oder sorgsam damit umgehen, wie es die TCM empfiehlt.
Die alten Chinesen strebten ein hohes Alter an, um alle Phasen des Wandlungszyklus durchlaufen zu können und dadurch weise zu werden
Du kannst dir das Vorgeburtliche Qi wie eine kleine Flamme vorstellen, die in deinem Unterbauch lodert und immer wieder Energie für die Stoffwechselvorgänge deines Körpers bereit stellt. Denn durch Nahrung, Atmen und Schlafen kann dein Körper zusätzlich „Körpereigenes Qi“ produzieren, welches das Vorgeburtliche ergänzt und verlängert.
Am meisten Einfluss hast du natürlich auf die Gestaltung deines täglichen Essens. Atemluft und Schlaf unterliegen nicht immer deinem Einfluss.
Im Mittleren Erwärmer (ME) befindet sich das Organpaar Milz/Magen (die Bauchspeicheldrüse war den alten Chinesen nicht bekannt, weil sie nicht sezieren durften). Diese sind die Transformationsorgane im Erdelement. Transformation ist hier im Sinne von der Umwandlung von Nahrungs-Qi in Körpereigenes Qi gemeint.
Du kannst dir nun vorstellen, dass der Magen wie ein Topf über dem Feuer (der Nierenkraft) hängt und von unten befeuert wird. Und was in den Topf hinein kommt bestimmt, wieviel Feuer angefacht werden muss, um diesen Mageninhalt auf „Betriebstemperatur“ zu bringen. Werfe ich ständig thermisch kalte Lebensmittel in den Topf, muss das Feuer unten drunter kräftig angefacht werden und so brennt es schneller ab. Immer nur thermisch heiße Lebenmittel zu essen ist leider nicht die Lösung, denn die können den Körper zu sehr erhitzen und austrocknen. Die TCM betrachtet den menschlichen Körper wie eine Klimakarte.
Im Oberen Erwärmer (OE) sind die Organe Herz (Feuerelement) und Lunge (Metallelement) angesiedelt. Sie haben in diesem Transformationsprozess die Aufgabe das von Milz und Magen umgewandelte Qi mit Hilfe der Atemluft im ganzen Körper zu verteilen und dorthin zu transportieren, wo die Energie gebraucht wird: in jede Zelle des Körpers. Dünndarm (Feuerelement) und Dickdarm (Metallelement), welche im Bild des 3-Erwärmer nicht genannt werden, trennen das Trübe vom Feinen und sortieren Stoffe, die der Körper nicht braucht, aus.
Regeln für die Praxis der Bekömmlichkeit
- Iss lieber knackig gekochtes Gemüse als großes Mengen Rohkost, der Körper muss viel Energie aufbringen, um die Pflanzenstruktur aufzubrechen
- Iss ganz wenig von den thermisch kalten Südfrüchten, sondern koch dir lieber Kompotte aus heimischem Obst mit wärmenden Gewürzen wie Zimt und Vanille
- Wenn du regelmäßig thermisch kalte Nahrungsmittel wie Joghurt, Quark, Eiscreme und stark gekühlte Getränke zu dir nimmst, löschst du regelrecht dein Verdauungsfeuer
- Mit Sahne und Käse Gekochtes dickt zu „Feuchter Hitze“ im Körper ein
- Getreide ist in gekochter Form wesentlich bekömmlicher als rohe Flocken, Frischkornbrei oder Vollkornbrot
- Ein wenig frischer Ingwer mitgekocht macht sowohl Fleisch wie auch Getreide deutlich bekömmlicher
- Gewürze wie Koriander, Kümmel, Lorbeerblätter, etc. machen die nährenden Lebensmittel aus Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten bekömmlich
- Frische grüne Kräuter und wenig Blattsalat oder milchsauer vergorenes Gemüse liefern die Enzyme, welche dein Körper zum Verdauen benötigt
- Künstliche und chemische Nahrungsbestandteile, wie z.B. Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe und Zusatzstoffe täuschen dem Körper vor, das Essen sei bekömmlich und können aber die Funktion von echten Gewürzen nicht übernehmen
- Iss nur, wenn du Hunger hast, ständiges Naschen zwischen den Mahlzeiten behindert die Verdauungsvorgänge
- Iss morgens ein warmes Frühstück, das legt die Grundlage für die Stoffwechselvorgänge des Körpers
- Wenn du isst, widme dich mit allen Sinnen dem Essen, denn der Kanal (das Milz-Qi) für Aufnahme von Informationen ist der Gleiche wie für Aufnahme von Nahrung und wird durch Multi-Tasking überlastet
Falls du all das beherzigst und du hast nach ca. 2-3 Wochen immer noch übermäßige Verdauungsstörungen, solltest du ausprobieren, ob du ohne Gluten oder ohne Laktose besser zurecht kommst. Ich z.B. gehöre zu den „Eingebildeten“ die meinen, sie hätten eine Glutenunverträglichkeit.
Wenn das Milz-Qi gut genährt ist, verschwinden Übergewicht, Verdauungsstörungen, Völlegefühle, Heißhungerattacken und die gefürchteten Gelüste auf Süßigkeiten. Das Schöne an der 5-Elemente-Küche ist, dass nichts verboten wird, dass man nicht hungern muss und das Essen lecker und sehr aromatisch schmeckt.
Du sollst nichts essen, was dir nicht schmeckt, aber iss nicht alles, was dir schmeckt!
15 Gedanken zu “Nur bekömmliches Essen ist gutes Essen”